Zum Inhalt springen

Dranbleiben statt aufgeben!

Dein Leitfaden bei Lernkrisen

Eine berufsbegleitende Weiterbildung ist eine Investition in die Zukunft, kann aber auch zur Belastungsprobe werden. Wenn plötzlich nichts mehr geht, der Kopf dicht macht oder familiäre Sorgen das Lernen blockieren, ist das keine Seltenheit. Tatsächlich geben laut aktuellen Studien mehr als ein Drittel der Berufstätigen an, sich gelegentlich überfordert zu fühlen. Doch ein Abbruch muss nicht die einzige Option sein. Dieser Beitrag zeigt, wie Du typische Krisensituationen erkennst, konstruktiv damit umgehst und am Ende doch erfolgreich abschliessen kannst. 

Lernblockaden lösen – wenn der Kopf dicht macht

Plötzliche Lernblockaden kennen viele: Man sitzt stundenlang am Lernstoff, aber nichts bleibt hängen. Oft stecken Gefühle wie Angst, Panik oder innere Unruhe dahinter. Eine solche mentale Blockade ist kein Zeichen mangelnder Fähigkeit, sondern eine normale Stressreaktion. Wichtig ist jetzt, zuerst die Blockade selbst anzugehen, bevor krampfhaft weitergelernt wird. Was kannst Du tun?  

Blockade akzeptieren

Nimm wahr, was Du fühlst – sei es Prüfungsangst, Versagensgefühl oder Überforderung – ohne Dich dafür zu verurteilen. Dieses Bewusstmachen ist der erste Schritt, um den Knoten zu lösen.

Gefühle zulassen

Versuch, die negativen Gefühle durchzuleben, anstatt sie wegzudrücken. Oft lösen sich Ängste etwas, sobald sie bewusst verspürt werden. Danach wird der Kopf wieder freier für neues Lernen.

Ziel vor Augen führen

Stell Dir lebhaft vor, wie erleichtert und stolz Du sein wirst, wenn Du die Aufgabe oder Prüfung geschafft hast. Dieses positive Zielgefühl setzt neue Energie frei und motiviert, wieder anzupacken.

In kleinen Schritten vorgehen

Brich den Lernstoff in kleine, machbare Etappen herunter. Jeder kleine Teilerfolg – z. B. ein Abschnitt im Skript oder 30 Minuten konzentriertes Lernen – gibt Dir Bestätigung und neue Kraft. Schritt für Schritt kommst Du so voran.

Hilfe annehmen

Scheue Dich nicht, Unterstützung zu suchen. Das kann ein Lernpartner oder Tutor sein, der mit Dir den Stoff durchgeht, oder einfach eine Person im Freundeskreis, der Du Rechenschaft über Deine Lernfortschritte ablegst. Manchmal hilft schon jemand, der im selben Raum lernt, um die eigene Blockade zu überwinden.

Sollte gar nichts mehr gehen, leg eine kurze Pause ein. Ein Spaziergang, etwas Bewegung oder Entspannung kann den Kopf entlüften. Plane danach bewusst einen Neustart: zum Beispiel den Schreibtisch aufräumen, einen frischen Zeitplan erstellen und mit einer leichten Aufgabe beginnen. So signalisierst Du Dir selbst: Ich habe die Blockade im Griff und mache weiter!

Überforderung managen – wenn alles zu viel wird

In der Erwachsenenbildung ist das Gefühl der Überforderung nichts Ungewöhnliches – besonders, wenn die eigene Schul- oder Studienzeit schon lange zurückliegt. Berufstätige müssen Lernen erst wieder in den vollen Alltag integrieren, während das Gehirn mit neuen Informationen geflutet wird. Wichtig ist, diese Überforderung als normal anzuerkennen und sich nicht dafür zu schämen. Nachfolgend einige Strategien, um den Druck zu reduzieren und die Weiterbildung nicht hinzuschmeissen:

Pausen einplanen

Gönn Dir regelmässige Lernpausen, um mental durchzuatmen. Kurze Erholungsphasen verbessern die Aufnahmekapazität deutlich. Nutze die Pausen für Bewegung, einen Powernap oder einfach zum Abschalten – danach lernt es sich effizienter.

Prioritäten und Zeitplan setzen

Versuch, die Lernarbeit klug zu organisieren. Erstelle einen realistischen Lernplan mit festen Zeiten und definierten Zielen pro Woche. Delegiere dabei, was geht: Vielleicht kann jemand im Haushalt Aufgaben übernehmen, damit Du Zeit fürs Lernen gewinnst. Fokussiere auf die wichtigsten Prüfungsinhalte und verzichte darauf, alles perfekt machen zu wollen.

Kommunizieren und Hilfe suchen

Sprich mit Deinem Umfeld über Deine Belastung. Oft lassen sich Lösungen finden – sei es, dass Kollegen temporär Aufgaben abnehmen oder Du mit Mitlernenden Lerngruppen bildest. Unterstützung anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Klarsicht. Auch Deine Dozenten wissen, dass Teilnehmer gelegentlich straucheln, und können mit Rat helfen.

Selbstfürsorge und Belohnungen

Achte in stressigen Weiterbildungsphasen besonders auf Dich selbst. Ausreichend Schlaf, gesunde Mahlzeiten und auch mal ein freier Abend sind wichtig, damit Du nicht ausbrennst. Feiere zudem kleine Erfolge bewusst – z. B. mit einem schönen Abendessen oder einem Kinobesuch, wenn eine Etappe geschafft ist. Solche Belohnungen halten die Motivation aufrecht und zeigen Deinem Unterbewusstsein, dass sich Anstrengung lohnt.

Zweck der Weiterbildung vergegenwärtigen

In Momenten, in denen Du ans Aufgeben denkst, ruf Dir ins Gedächtnis, warum Du diese Weiterbildung begonnen hast. Ob bessere Karrierechancen, mehr Gehalt oder persönliche Weiterentwicklung – all das wartet, wenn Du durchhältst. Eine Weiterbildung dauert meist nur einige Monate; der Nutzen für Deine berufliche Zukunft hingegen wirkt jahrelang.

Tipp: Falls organisatorisch möglich, zögere nicht, mit Deinem Bildungsanbieter über Deine Überforderung zu sprechen. Manche Institute bieten z. B. Mentoring, Nachholtermine oder die Möglichkeit, die Weiterbildung zu strecken. Überforderung ist kein Versagen, sondern ein Signal, etwas anzupassen. Mit den obigen Massnahmen und eventuell etwas Entlastung von aussen wirst Du die schwierige Phase meistern.

Familie und Weiterbildung vereinbaren – Balance finden

Für Eltern oder Pflegende bringt eine Weiterbildung besondere Herausforderungen mit sich. Beruf, Lernen und Familie unter einen Hut zu bekommen, ist ein ständiger Spagat. Doch mit guter Planung und Kommunikation ist auch das machbar, ohne dass jemand zu kurz kommt. Hier einige erprobte Tipps, wie Du familiäre Belastungen und Lernanforderungen in Einklang bringst:

Offene Absprachen zuhause

Bezieh Partner und Kinder frühzeitig in Deine Weiterbildungspläne ein. Erkläre, warum Dir die Fortbildung wichtig ist und welche Unterstützung Du brauchst – sei es feste Lernzeiten oder Hilfe im Haushalt. Wenn alle Familienmitglieder dem Plan zustimmen, fällt es leichter, ihn gemeinsam einzuhalten. Ein sichtbarer Lernzeitplan (z. B. am Kühlschrank) kann helfen, Verständnis zu schaffen.

Feste Lernzeiten und Rituale

Vereinbare bestimmte Lernzeiten, in denen Du ungestört arbeiten kannst. Zum Beispiel täglich nach dem Abendessen eine Stunde oder samstags ein Vormittag für die Weiterbildung. Alle wissen dann: In dieser Zeit bist Du „ausgebucht“. Halte diese Zeiten möglichst konsequent ein – Routine gibt Sicherheit für Dich und die Familie.

Kinder beschäftigen oder einbinden

Falls Du Kinder hast, überlege, wie diese während Deiner Lernphasen gut beschäftigt sind. Grössere Schulkinder können vielleicht zur selben Zeit Hausaufgaben machen oder lesen. Kleinere Kinder können von einer anderen Bezugsperson, Grosseltern oder Freunden betreut werden. Scheue Dich nicht, hier um Hilfe zu bitten – viele Freunde oder Verwandte springen gern mal ein. Und vielleicht kannst Du Dich mit befreundeten Eltern abwechseln: heute nimmst Du deren Kinder, nächste Woche umgekehrt.

Zeitmanagement & Notfallplan

Setze auf effizientes Zeitmanagement, um Familie und Lernen unter einen Hut zu bekommen. Plane Lernblöcke zu Zeiten, in denen die Familienbelastung geringer ist (z. B. frühe Morgenstunden, wenn die Kinder schlafen). Nutze ggf. Urlaubstage für Prüfungsvorbereitung. Organisiere ausserdem einen Notfallplan: Wer kann einspringen, wenn ein Kind krank wird oder Überstunden anstehen? Wenn solche Szenarien gedanklich durchgespielt sind, lässt es sich beruhigter lernen.

Arbeitgeber einbinden

Viele Arbeitgeber zeigen Verständnis, wenn sich Mitarbeitende fortbilden – schliesslich profitieren auch sie von neuen Qualifikationen. Sprich mit Deiner Führungskraft, ob flexiblere Arbeitszeiten oder kleine Stundenreduktionen während der Weiterbildung möglich sind. Eventuell kannst Du mal früher gehen für einen Kurs, oder der Chef ermöglicht, Lernzeit als Arbeitszeit anzurechnen, wenn die Weiterbildung direkt jobrelevant ist. Fragen kostet nichts!

Ohne schlechtes Gewissen lernen

Vielleicht plagt Dich manchmal das Gefühl, kein guter Elternteil zu sein, weil Du Zeit fürs Lernen „abzweigst“. Mach Dir klar: Die Weiterbildung ist eine Investition in die gemeinsame Zukunft. Deine besseren Karrierechancen oder der Abschluss kommen letztlich auch Deiner Familie zugute. Zudem bist Du ein Vorbild für Deine Kinder, indem Du zeigst, dass man lebenslang lernen kann. Dafür darfst Du Unterstützung und Wertschätzung einfordern – ein bisschen Extra-Belastung auf Zeit ist in Ordnung, wenn alle das gemeinsame Ziel vor Augen haben.

Natürlich kann es trotz aller Planung immer wieder Phasen geben, in denen Familie oder Pflege Vorrang haben – etwa bei ernsthafter Krankheit eines Angehörigen. Flexibilität ist daher wichtig: Sprich mit Deinem Weiterbildungsanbieter, ob Du in Ausnahmefällen pausieren oder verlängern kannst. Viele Institute kommen Erwachsenen mit Familienpflichten entgegen. Wichtig ist, im Ernstfall frühzeitig zu kommunizieren und gemeinsam Lösungen zu finden. So zeigst Du Verantwortungsbewusstsein in beiden Lebensbereichen.

Abbruch als letzter Ausweg: Was tun, wenn es nicht anders geht?

Trotz aller Tipps kann es Situationen geben, in denen eine Weiterbildung tatsächlich abgebrochen werden muss – sei es aus gesundheitlichen Gründen, wegen einer neuen Jobchance oder weil die Überlastung zu gross wurde. Zunächst: Mach Dir bewusst, dass ein Abbruch nicht das endgültige Aus bedeuten muss. Viele Weiterbildungsmassnahmen lassen sich später fortsetzen oder zu einem günstigeren Zeitpunkt neu beginnen. Wenn Du diesen Schritt erwägst (oder gehen musstest), beachte Folgendes: 

Offen mit Beteiligten sprechen

Informiere umgehend alle relevanten Stellen, wenn Du abbrechen musst. Dazu gehört in erster Linie der Bildungsträger (Schule, Kursleitung). Frühzeitige Kommunikation schafft Verständnis für Deine Lage und verhindert Missverständnisse.

Formal korrekt abmelden

Kläre mit dem Weiterbildungsanbieter die offizielle Abmeldung. So bleibt die Tür offen für eine Wiederaufnahme später. Falls Du in Projekten oder Lerngruppen gearbeitet hast, informiere auch Deine Mitlernenden über den Ausstieg – das ist fair und hinterlässt einen guten Eindruck.  

Erreichte Leistungen dokumentieren

Halte fest, was Du bis zum Abbruch bereits geschafft hast – z. B. absolvierte Module, bestandene Prüfungen, erworbene Credit Points. Diese Zwischenergebnisse können später wertvoll sein, falls Du die Weiterbildung fortsetzt oder Dir anderweitig anrechnen lassen willst. Nichts war umsonst!  


Gründe reflektieren

Überlege in Ruhe, warum es zum Abbruch kam. War es hauptsächlich Zeitmangel, inhaltliche Überforderung, finanzielle Probleme oder familiäre Gründe? Diese Erkenntnis hilft Dir, bei einem Neustart gezielt bessere Rahmenbedingungen zu schaffen (z. B. einen anderen Kursumfang zu wählen, mehr Unterstützung zu organisieren oder erst nach der Elternzeit zu starten).  

Nach dem Abbruch nach vorn blicken

Mach Dir keinen übermässigen Vorwurf – Du hast es versucht und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Wichtig ist nun, einen neuen Plan zu entwickeln. Vielleicht kommt ein späterer Wiedereinstieg in denselben Kurs infrage oder eine alternative Weiterbildung, die besser passt. Zieh auch eine Beratung in Betracht: Weiterbildungsberatende kennen Möglichkeiten, wie es weitergehen kann, und unterstützen Dich beim Neuaufbruch.  

RAV und mögliche Folgen eines Abbruchs

Solltest Du beim RAV gemeldet sein, gelten zusätzliche Punkte:

  • Sanktionen vermeiden: Ein Abbruch aus triftigem Grund führt in der Regel nicht zu Sanktionen. Triftige Gründe sind z. B. nachweisbare gesundheitliche Probleme, Schwangerschaft oder die Aufnahme einer Arbeit – aber auch eine unzumutbare Überforderung kann dazugehören. Wichtig ist, diese Gründe offen zu legen und abzuklären.
  • Frühzeitig kommunizieren: Unbegründete oder vorschnelle Abbrüche (etwa "kein Interesse mehr") können Nachteile haben. Daher immer das Gespräch mit der zuständigen Person beim RAV suchen, bevor Du aufgibst. Gemeinsam findet man eventuell Alternativen oder stellt sicher, dass Dir keine Unterstützung verloren geht.

Fazit: Dranbleiben lohnt sich!

Eine Weiterbildung neben Beruf oder in einer Umschulungsphase ist kein leichter Spaziergang – das wissen alle, die es gewagt haben. Doch lass Dich von temporären Rückschlägen nicht entmutigen. Lernkrisen wie Blockaden oder Phasen der Überforderung sind normal und lassen sich mit den richtigen Strategien überwinden. Entscheidend ist, frühzeitig gegenzusteuern: eine Pause einlegen, Hilfe holen, neu planen, Familie und Umfeld einbinden. So zeigst Du Dich resilient und lösungsorientiert.

Denk immer daran, warum Du Dich fortbildest: für bessere Jobchancen, mehr fachliches Know-how, persönliches Wachstum oder einfach, um Dir selbst etwas zu beweisen. All das ist den Einsatz wert. Studien zeigen, dass Weiterbildung die Karriere enorm fördern kann – vom steigenden Einkommen bis zur höheren Jobzufriedenheit. Kurz gesagt: Dranbleiben zahlt sich aus. Auch Arbeitgeber schätzen durchhaltefähige Mitarbeitende, die Herausforderungen meistern und Projekte abschliessen.

Falls Deine Weiterbildung also mal "abbricht" – sei es nur gedanklich, weil Du am liebsten alles hinwerfen würdest, oder tatsächlich durch eine Unterbrechung – behalte Dein Ziel im Blick. Mit etwas Unterstützung, guter Planung und dem Glauben an Dich selbst kannst Du den Faden wieder aufnehmen. Jeder Umweg ist letztlich eine Lernerfahrung. Bleib zuversichtlich, lerne aus den Schwierigkeiten und mach weiter. Am Ende wirst Du stolz auf Dich sein, diese Herausforderung gemeistert zu haben – und beruflich wie privat davon profitieren.

Viel Erfolg dabei!

Diesen Beitrag teilen
Stichwörter