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Plötzlich Chef

Führen als Young Professional ohne Führungserfahrung

Noch gestern warst du Kollege unter Kollegen – und plötzlich bist du Vorgesetzter. Dazu kommt: Dein Team besteht vielleicht aus Mitarbeitenden, die älter und erfahrener sind als du. Wie schaffst du es nun, dich in dieser neuen Rolle zu behaupten? Wie gewinnst du Akzeptanz, ohne als arrogant zu gelten?

Dieser praxisnahe Ratgeber gibt dir einen roten Faden an die Hand: Von der Klärung deiner Rolle über Respekt und richtige Haltung, konkrete Dos & Don’ts, ein Fallbeispiel bis hin zum Umgang mit Generationenunterschieden und Selbstzweifeln – so lernst du, souverän aufzutreten. Und wir zeigen dir, wo du Unterstützung findest, damit „plötzlich Chef“ nicht ins kalte Wasser führt, sondern zum Sprungbrett für deine Karriere wird.

Neue Rolle, neues Mindset: Vom Kollegen zum Chef

Der erste Schritt ist, deine neue Rolle voll und ganz anzunehmen. Du darfst – und sollst – führen, ohne dich dafür zu entschuldigen. Mach dir bewusst: Du wurdest nicht ohne Grund zur Führungskraft ernannt – deine Leistung und Kompetenz haben dich in diese Position gebracht. Es ist normal, zu Beginn verunsichert zu sein, doch jetzt kommt es auf dein Mindset an. Statt in alten Kollegrollen zu verharren, musst du dir selbst und dem Team klarmachen, dass du nun die Verantwortung trägst.

Bleib dabei authentisch. Versuch nicht, plötzlich den „alten Hasen“ zu spielen oder dich künstlich autoritär zu geben. Deine Persönlichkeit hat dich weit gebracht; verstelle dich also nicht, um „erfahrener“ zu wirken. Gleichzeitig heisst Rolle annehmen nicht, überheblich zu werden. Selbstbewusst aufzutreten, ohne dominant zu wirken, ist eine Gratwanderung, aber machbar: Sei du selbst – aber eben in der Funktion als Chef.

Ein offenes Gespräch mit dem Team kann helfen, die neue Situation anzusprechen. Viele wissen selbst, dass es ungewohnt ist, wenn aus einem Kollegen plötzlich der Vorgesetzte wird. Sprich offen darüber, wie du die Zusammenarbeit gestalten möchtest, und lade dein Team ein, Erwartungen auszusprechen. Klare Kommunikation von Anfang an schafft Transparenz. Definiere gemeinsam mit den Mitarbeitenden die neuen Rollen und Spielregeln – so vermeidest du Missverständnisse und jeder weiss, woran er ist.

Respekt muss man sich verdienen

Ein grosser Titel allein verschafft noch keinen Respekt. Gerade als junger Vorgesetzter solltest du Respekt nicht einfordern, sondern dir verdienen. Das gelingt vor allem durch dein Verhalten im Alltag.

Ein Schlüssel dabei: Zuhören und lernen. Nimm dir zuerst Zeit, dein Team wirklich kennenzulernen. Zeige aufrichtiges Interesse an den Menschen – an ihren Erfahrungen, Ideen und auch Sorgen. So signalisierst du Wertschätzung und profitierst von Know-how. Gleichzeitig lernst du, wie der Alltag läuft, bevor du Veränderungen anstösst.

Wichtig: 

Verlass dich nicht nur auf den Titel, sondern beweise dich durch Taten. Halte Abmachungen ein und triff nachvollziehbare Entscheidungen. Wenn dein Team merkt, dass auf dein Wort Verlass ist, wächst Vertrauen. Delegiere Aufgaben – gerade erfahrene Mitarbeitende wissen sehr genau, was zu tun ist. So zeigst du, dass du Expertise schätzt und vertraust.

Respekt funktioniert in beide Richtungen. Was du selbst vorlebst, kommt zurück. Begegne allen im Team mit dem Respekt, den du dir von ihnen wünschst. Durch klare Kommunikation, Vertrauen und Authentizität kannst du deine Position festigen und ein kooperatives Klima schaffen – dann wirst du unabhängig vom Altersunterschied akzeptiert und respektiert.

Dos and Don’ts: Souverän führen von Anfang an

Gerade am Anfang lauern Fallen: Man möchte beliebt sein, aber auch Autorität zeigen. Damit du weder als zu lasch noch als zu streng wahrgenommen wirst, beherzige diese Dos & Don’ts:

  • Don’t: Als Kumpel alles durchgehen lassen. Es mag verlockend sein, weiterhin der lockere Kollege zu bleiben, doch als Führungskraft musst du auch mal unbequeme Entscheidungen treffen. Vermeide es, aus Angst vor Unbeliebtheit jedem Fehlverhalten freien Lauf zu lassen. Dein Team braucht Führung und klare Linien, keine beste Freundschaft ohne Regeln.

  • Don’t: Den Überautoritären spielen. Das andere Extrem – übertrieben harter Chef– ist ebenso problematisch. Schreie nicht Befehle durch die Gegend und poche nicht ständig auf deine hierarchische Stellung. Wer jetzt auf Macht macht, wirkt unsicher und erntet eher Trotz als Respekt. Autorität gewinnst du nicht durch Lautstärke oder Drohungen, sondern durch Kompetenz und Fairness.
  • Do: Klare Erwartungen kommunizieren. Sag von Anfang an, was du vom Team erwartest – und was das Team von dir erwarten kann. Definiere gemeinsam Ziele, Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Klare Ansagen sorgen für Orientierung. Ebenso wichtig: Gib Feedback und fordere Feedback ein. Offene Kommunikation auf Augenhöhe schafft Vertrauen, solange allen klar ist, dass du am Ende die Verantwortung trägst.

  • Do: Zu Fehlern stehen. Keiner ist perfekt – auch du nicht. Hab den Mut, eigene Fehler einzugestehen und daraus zu lernen. Viele Führungskräfte fürchten, Autorität zu verlieren, wenn sie Fehler zugeben; doch das Gegenteil ist der Fall: Offenheit fördert eine konstruktive Fehlerkultur und dient dem gesamten Team. Wenn du zu deinen Fehltritten stehst, nimmst du Druck raus und ermutigst auch deine Mitarbeitenden, offen mit Problemen umzugehen, statt sie unter den Teppich zu kehren. Das Ergebnis ist ein ehrliches Miteinander, in dem alle aus Fehlern lernen können.

Praxisbeispiel:
Annas Lernkurve als junge Chefin

Schauen wir uns Anna an – fiktiv, aber nah an der Realität vieler Young Professionals. Anna ist 27 und wurde quasi über Nacht zur Teamleiterin befördert. Plötzlich führt sie ein zehnköpfiges Team, darunter Kollegen über 50, die doppelt so lange im Unternehmen sind wie sie. Anfangs will Anna alles genau richtig machen und neigt dazu, jedes Detail zu kontrollieren. Mikromanagement lässt grüssen: Sie überprüft ständig die Arbeitsschritte ihrer erfahrenen Mitarbeiter, gibt viele kleinteilige Anweisungen und versucht, jeden Fehler zu verhindern. Ihr Gedanke dahinter: Bloss nicht als ahnungslose Junior-Chefin dastehen. Doch nach ein paar Wochen merkt Anna, dass ihr Ansatz nach hinten losgeht. Die Stimmung im Team wird gereizt; die älteren Kollegen fühlen sich bevormundet und nicht ernstgenommen. Ein erfahrener Mitarbeiter nimmt Anna beiseite und gibt ihr freundlich zu verstehen, dass ihr Kontrollstil dem Team signalisiert, sie habe kein Vertrauen. Diese ehrliche Rückmeldung ist Annas Aha-Moment.


Anna beschliesst, ihren Führungsstil anzupassen. Sie tritt einen Schritt zurück und hört mehr zu. In Einzelgesprächen fragt sie ihre Teammitglieder nach ihren Vorschlägen und beteiligt sie an Entscheidungen. Stück für Stück gibt Anna Verantwortung ab: Routineaufgaben delegiert sie und mischt sich nur noch ein, wenn es wirklich nötig ist. Sie merkt, wie entlastend das für alle ist – für das Team, das nun zeigen kann, was in ihm steckt, und für sie selbst, weil sie sich auf ihre eigentlichen Führungsaufgaben konzentrieren kann.

Mit der Zeit gewinnt Anna das Vertrauen ihres Teams zurück. Die Mitarbeiter spüren, dass Anna ihre Expertise schätzt und fair behandelt. Gleichzeitig greift Anna, wenn es darauf ankommt, auch durch – aber eben mit Augenmass. Heute sagt ihr Team über sie: „Anna lässt uns unser Ding machen, aber ist da, wenn wir sie brauchen. Man merkt, dass sie voll hinter uns steht.“ Aus der anfänglich unsicheren Nachwuchsführungskraft ist eine souveräne Teamleiterin geworden, die weiterhin dazulernt – und genau so gewinnt man Respekt und Loyalität.

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Generationenunterschiede: Brücken bauen statt Gräben ziehen

In Annas Beispiel spielte auch der Altersunterschied eine Rolle. Wenn jung alt führt, prallen mitunter verschiedene Arbeits- und Führungsstile aufeinander. Jüngere Chefs gelten oft als partizipativer und technikaffiner, während ältere Mitarbeiter vielleicht an traditionelle Hierarchien oder Kommunikationswege gewöhnt sind. Doch hüte dich vor „Boomer vs. Gen Z“-Klischees. Statt Gräben zwischen den Generationen zu vertiefen, solltest du Brücken bauen.

Der erste Schritt: Verständnis für die gegenseitigen Perspektiven. Ältere Teammitglieder haben oft einen kritischeren Blick und denken in längeren Zeiträumen – sie können aufgrund ihrer Erfahrung Folgen und Risiken "besser" abschätzen. Jüngere bringen dafür frischen Wind, treiben neue Entwicklungen voran und probieren offen neue Methoden und Technologien aus. Für echten Erfolg braucht es beides. Deshalb liegt es an dir als Führungskraft, jeden im Team – ob jung und innovativ oder alt und erfahren – einzubeziehen und wertzuschätzen.

Praktisch heisst das: Nutze die Stärken aller Generationen im Team. Bitte erfahrene Kollegen aktiv um Rat in Bereichen, wo sie schon viel erlebt haben. Gleichzeitig kannst du deine älteren Mitarbeiter in neue Tools oder Trends einbinden und von deiner Digitalaffinität profitieren lassen. So fühlt sich niemand abgehängt. Vermeide Aussagen wie „Dafür bist du zu jung/alt“ – Alter sollte weder Ausrede noch Vorwurf sein. Etabliere lieber eine Kultur, in der man voneinander lernt: Vielleicht kann der ältere Kollege als Mentor dienen, während du ihm im Gegenzug bei neuen Technologien coachst. Respektiere unterschiedliche Arbeitsstile (z. B. Ältere brauchen vielleicht mehr direkte Kommunikation statt Chatnachrichten, Jüngere schätzen flexible Arbeitsweisen) und finde gemeinsame Nenner. Wenn du als junger Chef zeigst, dass du sowohl die Erfahrungen der Baby Boomer als auch die Ideen der Gen Z anerkennst, entschärfst du den Generationenkonflikt. Dein Team wird es dir danken – mit Zusammenhalt statt Lagerbildung.

Selbstzweifel nicht verstecken: Vom Hochstapler-Syndrom befreien

Ein Thema, über das seltener gesprochen wird, sind Selbstzweifel in der neuen Rolle. Stichwort Impostor Syndrome, auf Deutsch oft Hochstapler-Syndrom genannt. Das bedeutet: Man hat insgeheim das Gefühl, ein Betrüger zu sein, der seinen Erfolg gar nicht verdient. Gerade viele junge Führungskräfte kennen dieses nagende Gefühl, nicht gut genug zu sein für den Chefposten – als würden die anderen einen überschätzen. Das sogenannte Hochstapler-Phänomen ist im Grunde nichts anderes als das weit verbreitete Gefühl, nicht gut oder wertvoll genug zu sein und Erfolge eigentlich gar nicht verdient zu haben. a woman sitting in front of a laptop computer

Falls dir solche Gedanken durch den Kopf gehen: Du bist nicht allein! Studien zeigen, dass sogar Top-Manager und Prominente darunter leiden. Der Unterschied ist nur: Man spricht selten offen darüber. Wichtig ist, dass dich das Impostor-Gefühl nicht lähmt. Hinterfrage deine negativen Gedanken: Deine Firma hat dich ja nicht ohne Grund befördert. Erinnere dich an deine Erfolge – was hast du alles geschafft, um hierher zu kommen? Schreib dir ruhig mal deine Stärken und Erfolge auf, um dir selbst vor Augen zu führen, dass du die Rolle verdient hast.

Tipp: Sprich über deine Zweifel, zum Beispiel mit vertrauten Personen oder Mentoren. Oft merkt man dann, dass andere ähnliche Unsicherheiten kennen. Feedback vom Team kann ebenfalls helfen, die eigene Leistung realistischer einzuschätzen. Wenn du merkst, dass dich Perfektionismus antreibt („Ich darf mir keinen Fehler erlauben“), dann denk daran: Fehler passieren und dürfen passieren – du bist am Lernen. Impostor-Syndrom ist kein Zeichen von Schwäche, sondern oft ein Zeichen, dass dir die Verantwortung wichtig ist. Nutze diese Eigenschaft positiv: Weil du dich nicht überschätzt, bist du offen für Kritik und Verbesserungen. Selbstreflexion ist gut – aber hör auf, dich schlechter zu machen als du bist. Du musst nicht perfekt sein, um ein guter Chef zu sein.

Kein Meister fällt vom Himmel: kontinuierlich lernen

Niemand startet als perfekte Führungskraft. Weiterentwicklung gehört dazu, egal ob man 27 oder 57 ist. Mach dir klar, dass Führen eine Fähigkeit ist, die man mit der Zeit immer weiter verbessert. Daher unser Rat: Hol dir aktiv Feedback – und zwar nicht nur von deinem eigenen Chef, sondern vor allem von deinem Team. 
Frage in Einzelgesprächen oder Retrospektiven: Was läuft gut? Was könnte ich in meiner Führungsrolle besser machen? Natürlich erfordert das Mut und Offenheit, aber die Erkenntnisse sind Gold wert. Du signalisierst damit auch, dass du gewillt bist dazuzulernen. Wichtig: Nimm Kritik nicht persönlich, sondern als Chance, zu wachsen. Und wenn mal etwas schiefgelaufen ist – reflektiere, zieh Lehren und mach es beim nächsten Mal besser. So entwickelst du nach und nach deinen eigenen Führungsstil weiter. 

Neben dem Lernen im täglichen Job darfst du dir ruhig Unterstützung von aussen holen. Gerade am Anfang einer Führungskarriere kann ein wenig Coaching Wunder wirken. Suche dir zum Beispiel einen Mentor – vielleicht eine erfahrene Führungskraft im Unternehmen oder im Bekanntenkreis. Von einem Mentor bekommst du Ratschläge aus erster Hand: Du kannst von seinen Erfahrungen profitieren, statt alle Fehler selbst machen zu müssen. Viele Unternehmen bieten Mentoring-Programme an, frag ruhig in deiner HR-Abteilung nach.

Auch professionelles Coaching kann eine enorme Hilfe sein. Ein Coach – idealerweise ausserhalb der eigenen Firma – kann neutral mit dir an deinen Herausforderungen arbeiten. In Coaching-Gesprächen geht es nur um dich: Deine Ziele, deine Zweifel, deine Fähigkeiten. Ein guter Coach hört zu, stellt die richtigen Fragen und hilft dir, eigene Lösungen zu finden. Das kann dir helfen, innere Blockaden (wie z. B. übertriebene Selbstzweifel) zu lösen und in schwierigen Situationen mehr Klarheit zu gewinnen. Coaching ist kein Zeichen, dass du etwas nicht kannst – es ist ein Zeichen von Professionalität, sich kontinuierlich verbessern zu wollen. Viele der besten Führungskräfte nehmen Coaching in Anspruch, weil es ihre Entwicklung beschleunigt.

Sprungbrett statt kaltes Wasser: Unterstützung nutzen

Zum Abschluss die gute Nachricht: Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Es gibt mittlerweile spezielle Trainings und Programme für junge Führungskräfte, die dich auf deinem Weg begleiten. Wir als JobAssist Infinity​ Brain beispielsweise stehen dir als Partner zur Seite. Durch massgeschneiderte Leadership-Trainings und Coaching speziell für Aufsteiger in Führungspositionen (etwa zu Kommunikation, Konfliktlösung oder Mitarbeiterführung) kannst du deine neue Rolle in einem geschützten Rahmen reflektieren und professionelles Feedback erhalten. Das nimmt enorm Druck heraus und baut wertvolle Kompetenzen auf. So fällst du als „plötzlich Chef“ nicht ins eiskalte Wasser, sondern springst selbstbewusst von einem sicheren Sprungbrett in die nächste Karrierestufe – und legst den Grundstein für langfristigen Erfolg als Führungskraft.

Fazit

Jung Chef zu sein mag eine Herausforderung sein – aber mit dem richtigen Mindset, echtem Respekt, einer Portion Demut und dem Willen zu lernen wirst du daran wachsen. Trau dich, Führung zu übernehmen, bleib dir treu und nutze die Unterstützung, die dir zur Verfügung steht. Dann wirst du nicht nur akzeptiert, sondern kannst als Young Professional richtig glänzen – und dein Team gleich mit.

➡️ Wenn du deine neue Rolle nicht nur „on the job“ erlernen, sondern fundiert und praxisnah absichern möchtest, ist das Leadership SVF-Zertifikat der ideale Weg. Es verbindet anerkannte Inhalte mit echter Praxisorientierung – damit aus deiner ersten Führungsrolle ein nachhaltiger Erfolg wird.

Viel Erfolg auf deiner Reise als junge Führungskraft!

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